Handwerk 4.0 war das Schlagwort auf dem traditionellen parlamentarischen Neujahrstreffen der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) in Wiesbaden.

AHH Präsident Jochen Honikel betonte vor über 200 Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft die Notwendigkeit, die Digitalisierung im Handwerk als Chance, aber auch als politische Aufgabe zu begreifen: „Die Handwerksbetriebe können das Potential, das die Digitalisierung bietet, nicht alleine ausschöpfen. Wir werden Digitalisierungsberater einführen, um zukunftsfähig zu bleiben. Nur so können wir auch neue Geschäftsfelder erschließen, neue Kunden gewinnen und Arbeitsplätze erhalten.“

Honikel rief die Besonderheiten des Handwerks in Erinnerung: „Der durchschnittliche Handwerksbetrieb hat fünf Mitarbeiter. Da gibt es keine eigene IT-Abteilung oder einen Forschung- und Entwicklungsbereich. Bislang war es unser Vorteil, dass es den kleinen Betrieb vor Ort gibt. So kommt der Handwerker schnell zum Kunden. Wir können nicht zentralisiert arbeiten wie in der Autoindustrie. Deswegen muss die zentrale Strategie von Politik und Verbänden gemeinsam erarbeitet werden. Mein Wunsch ist: Denken Sie bitte ab jetzt nicht mehr nur an Industrie 4.0, denken Sie auch an uns Handwerker, also Wirtschaft 4.0. Wirtschaft schließt Industrie UND Handwerk ein.“

Ministerpräsident Volker Bouffier griff die Anregungen Honikels auf und sagte eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Digitalisierung zu. Zugleich überbrachte Bouffier die Neujahrsgrüße der hessischen Landesregierung: „Wir blicken auf ein Jahr zurück, das trotz zahlreicher Herausforderungen auch viele positive Aspekte hatte: Beispielsweise hat sich der wirtschaftliche Aufschwung in 2016 weiter fortgesetzt. Das Rekordniveau bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und niedrige Arbeitslosenzahlen wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr sind ein deutlicher Beleg für eine pulsierende Wirtschaft“. Bouffier zeigte sich weiterhin zuversichtlich für 2017: „Hessen steht wirtschaftlich so stark da wie noch nie in der bisherigen 70-jährigen Landesgeschichte, woran insbesondere auch die fleißigen hessischen Handwerksbetriebe ihren Anteil haben.

Und auch wenn die Prognosen der Forschungsinstitute und die Umfragen bei den Unternehmen selbst Erfreuliches für dieses und die kommenden Jahre verheißen, gilt es, sich auf die wirtschaftlichen Veränderungen einzustellen. Dazu zählen beispielsweise der Brexit, den wir zwar bedauern, aber für unser Land klug nutzen wollen oder auch die Integration der berechtigt bei uns bleibenden Flüchtlinge in den hiesigen Arbeitsmarkt. Besonders das hessische Handwerk mit seinen 75.000 Betrieben ist ein beeindruckender Beleg für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die gesellschaftliche Verantwortung zur Bewältigung der Herausforderungen dieser Zeit. Es freut mich, dass Politik und Handwerk gemeinsam die vor uns liegenden Aufgaben mit Zuversicht angehen.“

In kurzen Statements der Vorsitzenden der Landtagsfraktionen bestätigten Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD), Vize-Fraktionsvorsitzender Dr. Walter Arnold (CDU), Mathias Wagner (Bündnis 90/Die Grünen) und Florian Rentsch (FDP) die Aufforderung Honikels, die anstehenden Aufgaben gemeinsam anzugehen. Die im Landtag vertretenen Fraktionen suchen gezielt den Dialog mit dem hessischen Handwerk. Bei den aktuellen Herausforderungen wie z.B. der finanzielle Ausstattung der Kommunen, dem Investitionsstau oder der Energiewende, sollen in gemeinsamen Gesprächen die Belange und Lösungsvorschläge des Handwerks diskutiert werden.

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