Die Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der Regierungsfraktionen „Situation des Handwerks in Hessen – Bedeutung des Meisterbriefes für die Qualität und die Ausbildungsleistung“ (Drs. 19/3267) wurde heute durch den Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Michael Boddenberg, vorgestellt.

Bernd Ehinger, Präsident des hessischen Handwerkstages (HHT) und der Kammer Frankfurt-Rhein-Main sowie der Geschäftsführer des Wirtschaftsrates Hessen, Marius Schwabe, nahmen als Gäste teil. „Das Handwerk ist die Wirtschaftsmacht von nebenan. Mit seiner Innovationsfähigkeit, seiner Ortsnähe und einem breiten und vielgestaltigen Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie seinem gesellschaftlichen Engagement schafft es Arbeitsplätze, wirtschaftliche Entwicklung und Zukunftsperspektiven vor Ort. Gleichzeitig gelingt es immer wieder, speziell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene Dienstleistungen zu einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten, die sich oft durch Originalität und Innovationskraft herausheben. Die Große Anfrage hat wichtige Erkenntnisse über die Leistungen des Landes für das Handwerk, die aktuelle Situation der Handwerksbetriebe in Hessen, bevorstehende Herausforderungen und Strategien zu ihrer Bewältigung erbracht, die wir in unsere weitere politische Arbeit einfließen lassen werden. Für uns als CDU steht auf dieser Grundlage auch fest: Wir sagen weiterhin JA zum Meister“, erklärte Boddenberg.

Hinsichtlich der beruflichen Ausbildung hob Boddenberg, selbst Meister im Fleischerhandwerk, hervor: „Regulär besteht bereits seit 2005 in Hessen die Möglichkeit, mit einem Meisterbrief auch zu studieren. Mit dem neuen Hessischen Hochschulgesetz haben wir es den Hochschulen nun ermöglicht, über Modellversuche den Hochschulzugang auf Gesellen auszuweiten, die einen guten Abschluss gemacht haben. Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag dazu, Hürden zwischen den einzelnen Bildungswegen abzubauen. Wir senden auch das klare Signal, dass für uns akademische und berufliche Bildung gleichwertig sind.“

Zum Meisterbrief als Berufszugangsvoraussetzung unterstrich Ehinger: „Der Meisterbrief ist ein Gütesiegel für den Verbraucher und ein Beitrag zum Qualitätsmanagement, aber auch im Hinblick auf ‚Wirtschaft 4.0‘ Grundlage für die Prosperität und Innovation in Europa. Wenn Sie sich die Auswirkungen der Handwerksnovelle 2004 auf die Ausbildungsverhältnisse ansehen, dürfen wir das aus meiner Sicht gesamtgesellschaftlich als alarmierend bewerten. Nachdem in 53 Gewerken der verpflichtende Meisterbrief abgeschafft wurde, ist dort die Ausbildungsleistung um über 70 Prozent zurückgegangen, während sie in weiterhin von Meistern geführten Betrieben weitgehend konstant geblieben ist. Das ist ein deutliches Warnsignal.“

Schwabe ergänzte: „Insbesondere die Meisterbetriebe des Handwerks stehen für eine große Ausbildungsleistung und bieten auf diese Weise Beschäftigungs- und damit Lebensperspektiven für junge Menschen. Gleichzeitig ist der Meisterbrief aus Verbrauchersicht auch ein wichtiger Qualifikationsnachweis. Von höchstem Interesse ist daher für uns die Entwicklung auf europäischer Ebene im Hinblick auf die Transparenzinitiative der EU-Kommission. Wir freuen uns daher besonders, dass die Landesregierung in ihrer Antwort nochmals unterstrichen hat, dass die bestehenden Zulassungspflichten entgegen der Einschätzung der EU-Kommission kein unangemessenes Hindernis für die Mobilität von Selbständigen und abhängig Beschäftigten im Binnenmarkt darstellen, da durch die modernisierte Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen bereits ein entsprechender Zugang zum Arbeitsmarkt gewährt wird.“

Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn stehen in den nächsten Jahren (2014 - 2018) hessenweit rund 10.600 Betriebe zur Übergabe an. Boddenberg sagte weiter: „Das eröffnet zahlreiche reizvolle Chancen, eine eigene berufliche Existenz aufzubauen und die Perspektiven von Mitarbeitern zu sichern. Das Land Hessen erleichtert den Prozess der Nachfolge bei Betriebsübergaben und fördert die Entwicklung eines funktionierenden Markes für solche Übergaben. Man kann junge Menschen nur dazu ermutigen, die Gestaltung ihrer Zukunft in die eigene Hand zu nehmen und gleichzeitig auch die Fachkräfte auszubilden, die oftmals kaum mehr zu erhalten sind. Damit wird gleichzeitig der Fortbestand eines traditionsreichen Systems gesichert, um das uns viele Länder in Europa beneiden.“

„Wenn man gute, qualitativ hochwertige Dienstleistungen und Produkte benötigt, kann man sich auf das hessische Handwerk immer verlassen. Gerade in der heutigen Zeit ist dabei die hier oft anzutreffende Einheit von unternehmerischer Entscheidungsbefugnis und der persönlichen Haftung von großer Bedeutung. Dies bürgt sowohl für eine hohe Innovations- und Leistungsdynamik als auch für ein hohes Maß an unternehmerischer Verantwortung“, so Boddenberg, Ehinger und Schwabe.

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